Impfung gegen Denguefieber

Denguefieber ist inzwischen die häufigste Tropenkrankheit unter Reisenden geworden und hat diesbezüglich der Malaria den Rang abgelaufen. Im Jahr 2016 wurden in Österreich 116 Fälle offiziell registriert. Es ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Anzahl der Fälle deutlich höher ist, denn die am Urlaubsort Erkrankten werden natürlich nicht mitgezählt. Vom Denguefieber sind in erster Linie Touristen in Asien (Thailand, Sri Lanka, Bali, Vietnam, Indien) und in Lateinamerika betroffen.

Seit Jahrzehnten gibt es international große Bemühungen einen effektiven Impfstoff auf den Markt zu bringen, einerseits um Touristen zu schützen, andererseits um die Bevölkerung in den betroffenen Ländern vor schweren Verläufen dieser Erkrankung zu bewahren.

Doch es gibt aus verschiedenen Gründen Probleme:

  • Es gibt nicht ein Denguevirus, sondern vier verschiedene Serotypen. Dazu viele unterschiedliche Subtypen (Genotypen). Mit einem Impfstoff müssen alle Varianten möglichst gut abgedeckt werden.
  • Bei Dengueviren gibt es eine paradoxe Immunreaktion des Körpers. Eine durchgemachte Infektion mit einem der Serotypen kann unter bestimmten Umständen zu einer Verstärkung der Symptome bei einer Zweitinfektion führen. ("antibody-dependent enhancement")
  • Das Denguevirus ist fast vollständig auf den Menschen adaptiert, daher gibt es kein gut verwendbares Tiermodell.
  • Das Denguevirus hat viele "Verwandte" in der Gruppe der Flaviviren, die zum Beispiel FSME, Gelbfieber oder Japan B Encephalitis verursachen. Unklar ist, inwieweit diese Infektionen oder die Impfungen gegen diese Krankheiten die Impfung gegen Denguefieber beeinflussen.
  • Zweitinfektionen und die damit verbundenen Komplikationen treten oft erst 5-10 Jahre nach der Erstinfektion auf. Daher müssen Studien entsprechend lang durchgeführt werden, beziehungsweise die Versuchspersonen lang nachbeobachtet werden.

Stand der Impfstoffe gegen Denguefieber (November 2017):

 

DENGVAXIA von Sanofi Pasteur ist bereits durch die WHO offiziell zugelassen und in einigen Ländern in den Tropen und Subtropen auch auf dem Markt. In den Zulassungsstudien bei Kindern ist jedoch aufgefallen, dass Kinder unter 9 Jahren nach der Impfung ein erhöhtes Risiko haben, an schwerem Denguefieber zu erkranken. Inzwischen scheint klar zu sein, dass nur Kinder, die bereits diese Krankheit zumindest einmalig durchgemacht haben, von dieser Impfung profitieren. Dies ist ein Rückschlag im Bemühen diesen Impfstoff flächendeckend anzuwenden. Für Reisende ist der Impfstoff daher nicht geeignet. Auch das Impfschema, welches sich über 1 Jahr zieht (0-6-12 Monate), ist für Auslandsreisen ungeeignet.

 

TV003 (TETRAVAX) von Butantan Institut (Brasilien) befindet sich momentan in der Phase III Studie. Mit Ergebnissen ist im Sommer 2018 zu rechnen. Es sind zwei Impfungen im Abstand von 6 Monaten notwendig. Es handelt sich genau wie bei Dengvaxia um eine Lebendimpfung. Es gilt als eher unwahrscheinlich, dass dieser Impfstoff für Reisende geeignet sein wird. 

 

TDV von Takeda wird ebenfalls gerade im Rahmen einer Phase III Studie in Asien und Lateinamerika erprobt. Studienteilnehmer sind Kinder. Das Impfschema besteht aus zwei Impfungen: 0-90 Tage.
Auch bei diesem Impfstoff ist mittelfristig mit keiner Zulassung in der Reisemedizin zu rechnen.

 

Mehrere Impfstoffe werden von verschiedenen anderen Firmen entwickelt (zB GSK, Merck, US Army). Diese sind im Gegensatz zu den drei Impfstoffen oben genannten keine Lebendimpfungen und basieren auf anderen Wirkprinzipien. Es wird aber noch Jahre dauern, bis Ergebnisse von klinischen Studien vorliegen werden. 

 

Vor 2025 wird es wahrscheinlich keinen für uns Reisende zugelassenen Impfstoff gegen Denguefieber geben.